Allgemeine Informationen zum Friedhofsareal

Die Lage des Friedhofs mit dem herrlichen Blick über das Tal ist unübertroffen. Einmalig zeigt sich auch die Vielzahl der schmiedeeisernen Kreuze aus vergangener und neuerer Zeit, die den alten Bergfriedhof von Ruhpolding zum schönsten seiner Art weit und breit und zu einem viel besuchten und bestaunten Kulturdenkmal machen. Geschichte sowie lokale Gegebenheiten und Traditionen machten ihn zu dem, was er heute ist und welche Bedeutung er für die Ruhpoldinger Bürgerinnen und Bürger hat.

  • Die Grabanlagen auf diesem Friedhof waren früher und sind bis heute nur unter größten Schwierigkeiten anzulegen, da nahezu überall ein felsiger Untergrund mit einer nur geringen Erddeckung vorzufinden ist. Dazu kommen noch die sehr klein bemessenen Grabstellen, die eine Beerdigung nach heutigen Standards sehr schwierig gestalten. Deswegen wird heute auch oftmals eine Urnenbeisetzung gewählt.
  • Über viele Generationen war die Gestaltung von alten Traditionen und einer strengen Friedhofsordnung geprägt. So waren früher z. B. die zu verwendenden Materialien mit Marmor, Schmiedeeisen und Holz vorgegeben. Der tief verwurzelte Glaube sowie das Bestreben nach dem Andenken an die Familienangehörigen und die Verpflichtung, die alten Traditionen zu wahren, machten und gestalten den Friedhof bis heute zu dem Unikat, das er ist.
  • Im Jahre 1699 sandten die Ruhpoldinger einen Brief nach München an den Kurfürsten, um ihrer Beschwerden über die Störung der Totenruhe, über Verwesungsgeruch und die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen Ausdruck zu verleihen. Zusätzlich forderten die Einwohner - wegen des alten baufälligen Gotteshauses - auch noch eine Änderung der Kirchensituation.
  • Die Grablegen wurden, natürlich auch der Lage auf dem Hügel geschuldet, terrassenartig angelegt und talseitig gemauert - eine Anordnung, die eine Anlehnung an den „Weinberg des Herrn“ wach ruft. Die Ausrichtung nach Osten galt damals als Zeichen der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Nach einer mündlichen Überlieferung sollte es den Verstorbenen aber auch so möglich sein, bei der Auferstehung auf ihr Dorf und ihr Haus „schauen“ zu können.
  • Die älteste Grabstelle bzw. eine Grabtafel befindet sich an der Ostseite der Gruftkapelle und stammt aus dem 17. Jahrhundert.
  • Zwei wichtige Ruhestätten für die Pfarrei befinden sich nicht auf dem alten Friedhof. Die beiden Baumeister und Vollender der Pfarrkirche St. Georg, Dominikus Stöger und Franziskus Rhier, wurden in der von ihnen gebauten Kirche direkt bestattet. Links und rechts des Volksaltars befinden sich deren Grabplatten in den Stützpfeilern.
  • Im unteren westlichen Bereich waren früher vor allem Kindergräber. Später wurde dies hauptsächlich der Friedhof der „Kleinhäusler“ – also derjenigen, die keine Hoferben waren und eine eigene Existenz gegründet hatten.
  • Nach Südosten hat der Friedhof noch einmal eine Erweiterung erfahren, aber auch das reichte noch nicht aus, um den vielen Anfragen, im alten Friedhof noch ein Grab zu bekommen, gerecht zu werden. So entschloss sich die Gemeinde 1953, südwestlich von der Pfarrkirche St. Georg einen neuen Friedhof anzulegen.
  • Ein Kriegerdenkmal mit den Namen der im deutsch-französischen Krieg 1870/71 Gefallenen stand als mächtiger Koloss aus Gusseisen am Ende der steilen Treppe auf dem Friedhof. Es wurde 1956 ebenso entfernt wie das 1949 abgebrochene Devotionalienhäuschen, das sich links neben den ersten Treppenstufen gegenüber der Madonna befand.
  • Gegenwärtig gibt es ca. 520 Gräber auf dem Friedhof. Wenn eine Grabstelle von Hinterbliebenen nicht mehr benötigt wird, wird diese aufgelassen – seit dem 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) summiert sich diese Anzahl bis heute auf etwa 15.000 Grabstellen insgesamt.
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